Ein Schwabe in Bayern
Ein Schwabe in Bayern

- 6 - Erdbeerfressende Spülbecken

Vor ein paar Tagen war ein inoffizieller, jedoch hochwichtiger Nationalfeiertag der Kiwis: Guy Fauwkes Day. Und zwar wird dabei gefeiert, dass im 15. Jahrhundert einmal irgend so ein Typ versucht hat, die britischen Parlamentsgebäude in die Luft zu jagen. Er scheiterte zwar, wie wir heute noch unschwer feststellen können, trotzdem zelebrieren die Kiwis dieses Ereignis mit unzähligen Raketen, Böllern etc. (Anmerkung 2014: In England feiert man, dass Guy Fauwkes es NICHT geschafft hat ;-))

Straßen: So gut wie alle geteerten Straßen hier fallen zu den Rändern hin ab. Ich habe mich immer geärgert, dass die Kiwis es nicht schaffen, anständige Straßenbeläge zu fabrizieren. Vorgestern wurde ich mir jedoch der Dummheit meiner Unterstellung sträflich bewusst, als es wie aus allen Kübeln und Kanistern runterschiffte. Der Vorteil dieser Schieflage liegt darin, dass die Unmengen von Wasser schneller abfließen, so dass man überhaupt mit dem Auto weiterfahren kann. Da nimmt man die 30 Grad Linksneigung doch gerne in Kauf...

Küche: In jeder durchschnittlichen Küche in Auckland gibt es neben dem normalen Spülbecken noch ein Weiteres, das zwar genauso aussieht, jedoch ein kleines Geheimnis in sich birgt: Es handelt sich nämlich um einen als Spülbecken getarnten Reißwolf. Man kann dort alles, aber auch wirklich alles hineinwerfen und kleinhäckseln. Angefangen von Biomüll, Knochen, bis hin zu nervigen Mitbewohnern und Joghurtbechern, etc. Als ich am Anfang meines Aufenthaltes –noch jungfräulich im Umgang mit Reißwölfen- ein halbes Pfund Erdbeeren in diesem „Spülbecken“ waschen wollte, musste ich hilflos mit ansehen wie der Reißwolf sie mir nichts dir nichts sie einfach so wegfraß...

An bestimmte interessierte Individuen unter Euch: Ja, es gibt noch die "surprising eggs"! Allerdings sind die nicht so lecker hier, weil sie von einer spanischen Pseudofirma importiert werden, haben aber lustigere Spielsachen.

Neulich meinten 2 meiner Laborkiwis, sie müssten mir beweisen, dass sie fließend deutsch sprechen, indem sie mir alle deutschen Wörter an den Kopf warfen, die ihnen einfielen. Da zeigte sich mal wieder, was für ein treffendes Bild von Deutschland in den Kiwiköpfen herumspukt: Jägermeister, Schnaps, Bier, "jawoll, mein Herr", "ich bin kein Berliner", Sauerkraut, Schnitzel... Einer der Kiwis war besonders stolz auf das Wort "Lederhosen" in seinem Repertoire. Als die beiden dann noch anfingen, zu meiner mitgebrachten brasilianischen Musik aus den 60ern (wir hören Musik im Labor) zu schuhplatteln, musste ich mit vor Entsetzen und Ekel geweiteten Augen den Raum verlassen.

Letztes Wochenende war ich in einem Swim-In Kino. Quasi als Pondon zum Drive-In Kino. Es handelte sich dabei um ein hot pools-Bad mit vielen Becken, die unterschiedlich heiß sind. Wenn man sich durch alle Becken bis ins Heißeste gequält hatte, wurde man dann mit einem auf einem Großbildschirm gezeigten Kinofilm belohnt. Das hat schon was. 

Übrigens gibt es hier bei Mc Donald's einen Burger mehr als im Rest der Welt. Ich dachte immer, das Angebot sei überall gleich, doch ich habe mich geirrt! Hier gibt es außer der üblichen Pappe nämlich noch den Kiwiburger!! Allerdings unterscheidet er sich von dem restlichen Gummikram nur durch eine Scheibe rote Beete auf der Frikadelle. Hat auch was.

SOS in die deutschen Lande: Was zum Geier heißt "ich bin gespannt" auf Englisch?? Ich hab noch nicht geschafft, das rauszufinden. Und kommt mir nicht mit "to be inquisitive". Das sagt nämlich kein Mensch. 

Mein lückenhaftes Vokabular sorgte kürzlich erst wieder für Heiterkeit, als mir das Wort "prüde" nicht einfiel, und ich es beschrieb mit "It's like being afraid of being naked on the beach."

Ach ja, das Wort ist übrigens "prudish"...

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© Isabella Paul-Jordanov