Mein erster Trip weiter weg: Nachdem ich Freitagmorgen beschlossen hatte, dass es nicht regnen würde, brach ich des Nachmittags mit 2 Laborkiwis in Richtung Bay of Islands auf. Zu diesem Zeitpunkt hielt ich noch an dem Irrglauben fest, 230 Kilometer seien in 2 Stunden zu schaffen. Ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Was hier „Motorway“ heißt, bedeutet lediglich, dass es kein Trampelpfad ist. Wir schlichen also Berge rauf, um enge Kurven herum und husteten LKWs hinterher...vielleicht hätten wir´s in 4 Stunden geschafft, wenn nicht mein frisch erstandener Sunny nach drei Vierteln der Wegstrecke abgeröchelt hätte. Wir rollten gerade noch so bis zu einem Pub am Straßenrand, als Sunny endgültig lahmte und sich trotz Protest (laufender, funktionierender Motor) nicht mehr rührte. Die Kupplung. Nachdem meine Laborjungs auch nichts ausrichten konnten und mit ratlosen Mienen über dem Motor brüteten (was will man von Wissenschaftlern auch erwarten), beschloss ich, in dem Pub nach Hilfe zu fragen. Allerdings bekam ich statt mechanischer Hilfe nur das Angebot zu einem wilden Sexabenteuer, das ich aber dankend ablehnte. Glücklicherweise lag hinter dem nächsten Hügel eine Tanke und wir konnten diesen gottverlassenen Ort per Abschleppwagen verlassen. Sunny wurde also von uns zurückgelassen und wir setzten den Weg trampenderweise fort. Natürlich überließen die Laborkiwis mir die Exposition meines Daumens und wagten auch noch, mir eine Erfolgsfrist von 2 Minuten zu gewähren. Auf wundersame Weise hielt jedoch gleich das zweite Auto. Ein wilder Ire hatte sich unserer erbarmt und brachte uns 3 schwer bepackten Psychos ans Ziel. Angekommen in Paihia mieteten wir uns in einem Backpacker ein und ließen den Abend mit einer Flasche Wein ausklingen, während ich mal wieder neue Redewendungen beigebracht bekam: Zum Abschied sagt man, wenn man ganz cool ist „turn yellow!“; wenn einem ein Wort nicht einfällt, sagt man stattdessen „watchamacallit“ oder „thingamejig“. Hat man den Namen einer Person vergessen, ist er/sie „thingamabob“. Ich brachte den Jungs „Dingsbums“ bei, was sie sehr erheiterte, außerdem, dass man Äugli schaut, wenn man anstößt. Sie wussten nämlich nicht von den bösen Folgen, wenn man es unterlässt...
Am nächsten Morgen brach ich also mit den Laborkiwis zu einem Bush- und Beachwalk auf, der allerdings durch die klitzekleine Winzigkeit nicht unbedeutend behindert wurde, dass flutbedingt keine Beach mehr da war. Uns blieb nichts anderes übrig, als uns an den Felsen in die nächste Bucht zu hangeln (Beweisfotos existieren!!!).
Des Nachmittags machten wir uns mit den Umsonst-Kajaks aus dem Hostel auf den Weg. Ich bin ja eigentlich noch ganz jungfräulich, was Kajakfahren angeht, bekam aber einen 2-minütigen Crashkurs von meinen Begleitern, und dann ging´s los. Erst mal rauf aus Meer, von wo wir uns aber aufgrund der ziemlich furchteinflößenden Wellen und einer giftigen Qualle, die durch meine stümperhafte Paddelei auf meinen Kiwimitpaddler geschleudert worden war, ziemlich schnell davonmachten. Dann ging es einen Fluss entlang, der eigentlich durch einen Mangrovenwald hindurch zu den beeindruckenden Haruru Wasserfällen führen sollte, die wir jedoch nie zu Gesicht bekommen sollten. Wir hatten nämlich typischerweise an der einzigen Abzweigung, die unseren Weg kreuzte, den falschen Flussarm gewählt uns endeten recht kläglich in einer Mangrovensackgasse. Aus dieser mussten wir uns wieder rückwärts herauspaddeln.
Gegen Abend erreichten wir wieder die heimatlichen Gefilde und zogen uns nach einem ordentlichen Bonzoburger mit einer Flasche Wodka und Wein in den Whirlpool zurück, der dank seiner 40 Grad und seinen alkoholgeschwängerten Insassen recht schnell zu einer sehr erheiterten Runde führte. Das hatte zur Folge, das sogar ich bis 3 Uhr Nachts aufblieb, um mir das Rugby Halbfinale Australien/Südafrika anzuschauen, und währenddessen eine ganze Packung Minties (eine neuseeländische Kaubonbonspezialität) alleine verspeiste, die eigentlich von dem einen Laborkiwi für uns alle 3 und das ganze Wochenende gedacht gewesen wäre. Der Verlust wurde mit dem größten Entsetzen erst am nächsten Morgen bemerkt, doch da war es schon zu spät!
An diesem unserem letzten Tage schafften wir es aufgrund der exzessiven Erlebnisse des vorherigen Tages gerade mal, ein wenig umherzuspazieren und dann mit meiner wieder fit gemachten Kutsche den Heimweg anzutreten.
Am Montagmorgen gab es dann ein böses Erwachen. Neuseelands "All Blacks" hatten das Weltmeisterschafts-Halbfinale vergeigt. Dementsprechend gelaunt war die Nation. Empörte Stimmen an der Uni meinten sogar, dass sich diese Pleite auf die kommenden Wahlen auswirken würde. Der Coach wurde natürlich postwendend gefeuert und man bekommt diverse Fanartikel nachgeschmissen.
Hier gibt es noch ein "Ball"-Spiel neben Cricket und Rugby, das sich größter Beliebtheit erfreut: der Hackysack! Es handelt sich dabei um einen faustgroßen mit Reis gefüllten Häkelsack, den man unter allen Umständen in der Luft halten muss, ohne die Hände zu benützen. Für Außenstehende sieht das furchtbar albern aus. Mich erinnert es zumindest an Schuhplatteln...