Dieses Wochenende war das Wochenende der Schnäppchen. Samstag Morgen zog ich los nach Waitomo, um dort die Glühwürmchengrotten zu besichtigen. Dies kann man auf verschiedenste Arten und Weisen tun: z. B. per "Abseiling", das heißt man hängt an einem Karabinerhaken und lässt sich per Seil (wie der Name dezent andeutet) in irgendwelche Löcher ab. Oder man macht "Black Water Rafting". Das bedeutet, dass man in einem Autoreifen sitzend unterirdische Flüsse entlangschippert. Das erste Schnäppchen des Tages war, dass ich eine Tour ausgeschnüffelt hatte, bei der man beides zum Preis von einem machen konnte und sogar noch einen Schokoriegel geschenkt bekam!
Der Trip begann damit, dass unser (nicht zu verachtender) Guide unsere 6er Gruppe in einem als Kleinbus getarnten Rasenmäher zum Einstiegsloch der Höhlen karrte, wo wir mit dem nötigen Equipment ausgestattet wurden: zuerst wurde man in einen Neoprenanzug gezwängt, über den eine fäkalienbraune Hose gezogen wurde, darüber wurde dann eine Art Geschirr um die Beine und den Bauch geschnürt und zu guter Letzt noch eine wasserdichte Batterie, in die das Licht auf dem attraktiven Helm, der unsere Häupter krönte, eingestöpselt wurde. Das Michelinmännchen wäre stolz auf uns gewesen und gewisse eitle rothaarige Personen versuchten sich vergeblich einzureden, sie sähen nicht ganz so wurstig drall aus wie die anderen...
Nach kurzer Einführung durften wir uns dann frei schwebend an einem Seil die 20 Meter in die Höhle herunterlassen, wo wir mit den Autoschläuchen bewaffnet wurden. Wir wateten nun ein Weilchen stromaufwärts, bis kein Tageslicht mehr zu sehen war und nur noch unsere Helmlichter die Höhle erleuchteten, als uns unser Guide an einer Sandbank sitzen und unsere Lichter ausmachen hieß. Nun bot sich uns ein wahrlich beeindruckender Anblick von Millionen blaugrün leuchtender Glühwürmchen, die die ganzen Wände und Decke besetzt hatten. Nach einer Weile ehrfürchtigen Schweigens wurden uns dann ein paar nette Anekdoten über die Würmchen erzählt: Glühwürmchen machen ihr Licht aus, wenn sie satt sind. Und: ausgewachsene Männchen haben kein Mundwerk, können nur die Weibchen befruchten und verhungern dann -das lässt jetzt sicher allen Emanzen das Herz aufgehen! Den Weg stromabwärts legten wir in den Reifen sitzend und mit abgeschaltetem Licht zurück, so dass man den Eindruck hatte, durch einen mit blauen Sternen besetzten Tunnel zu fahren...sehr, sehr nett!
Gen Abend mietete ich mich im schlechtesten Backpacker meines Lebens ein, bis ich erfuhr, dass es kein Backpacker, sondern eine "caving hut" sei, was meine Betrachtungsweise nicht unerheblich veränderte. Caving huts sind in NZ wohl recht häufig und meist nur irgendwelche Sifflöcher für passionierte "Caver", die auf 7-Meter-Gemeinschafts-Plastikmatratzen stehen. Das hatte zur Folge, dass das schlechteste Backpacker meines Lebens schnell zur besten Caving Hut meines Lebens mutierte und ich mit feuchten Augen meine 1 Mann Plastikmatratze in meinem nicht abschließbaren Siffloch betrachtete...
Das zweite Schnäppchen des Tages war eine vom Obercaver geschenkte Eintrittskarte für ein Weihnachtskonzert in den normalerweise preispflichtigen Haupthöhlen: "Sing Christmas Carols with the Glowworms". Hihi! So hieß es natürlich nicht, aber ich hatte viel Spaß mit einem britischen Pärchen, das auch zu dem Konzert ging und mit dem ich allen möglichen Schindluder hinsichtlich der armen Glühwürmchen ausheckte. Unser meist favorisierter Plan war, alle Glühwürmchen in der Konzerthöhle plattzumachen und nur die übrigzulassen, die den Schriftzug "the glowworms wish you a merry Christmas!" formen...
Am nächsten Morgen brach ich auf nach Rotorua, wo es viele Geysire und so Schwefelkram zu sehen gibt. Es gibt da ein besonders hübsches Fleckchen namens Whakarewarewa-Village, wo auch eine Maoriversammlungshalle steht und wo man Hangi essen kann. Hangis sind unter der Erde bei Riesentemperaturen gekochte Speisen, die äußerst schmackhaft sind. Um überhaupt in dieses wirklich sehenswerte Dorf hineinzukommen, hätte man eigentlich auch zahlen müssen, was mir aber wirklich ,wirklich nicht bewusst war, so dass ich einfach an dem Zahlhäuschen vorbeimarschierte, ohne dieses als solches zu identifizieren. Jedoch wollte mich wieder keiner einknasten (wie schon damals bei der Alarmanlage) und so kam es, dass ich für umsonst in besagter Versammlungshalle noch eine Maori Tanz- und Sing-Show dargeboten bekam. Diese lohnen sich im Übrigen auch immer, da man von traditionellen Liedern über den Haka (den Kriegstanz) auch alles mögliche Percussion Zeugs vorgeführt bekommt.
Leider, leider rächte sich der Schnäppchen-Gott und ich wurde bei einem Lied zusammen mit anderen "Freiwilligen" von einer keinen Widerspruch duldenden 150kg Maori Frau auf die Bühne befohlen und musste mittanzen. Es wurde immer von einem bestimmten Körperteil gesungen, auf das man zeigen und dann damit wackeln musste. So lernte ich dann im Laufe des Liedes, dass Po auf Maori "no-no" heißt, was mich exzessiv amüsierte...
Das vierte Schnäppchen dieses Wochenendes war das Hangi. Den Maori war nämlich das Huhn ausgegangen und so bekam ich den Rest des Futters zum halben Preis!
Da ich den Gedanken, bei 30 Grad in einer heißen Quelle zu sitzen nicht ertragen konnte, fuhr ich lieber weiter an die Bay of Plenty, um dort die Füße ins Wasser zu hängen und in einem von einem besonders liebenwürdigen Exemplar meiner deutschen Front geschickten Exemplar der "Zeit" zu lesen.
Unterwegs wurde ich mir der Tatsache bewusst, dass es sich bei den von mir fälschlicherweise als Horden von Ziegen identifizierten Tieren nicht um eben jene, sondern um geschorene Schafe handelte. Ich schämte mich schon ein wenig aufgrund meiner Dummheit und beschloss, von nun an meiner Eitelkeit abzuschwören und fortan meine Brille zu tragen... für 2 Sekunden...