3.10.14
Mittlerweile ist Th 5 geworden. Er ist also schon ziemlich erwachsen und ist der Meinung, dass er sich nicht mehr so viel von seinen Eltern sagen lassen muss. So mussten mein Gatte und ich uns schon einiges anhören. Eine kleine Auswahl: „Du bist nicht mein Chef.“ „Ich muss nicht machen, was Du sagst.“ „Du bist nicht der Boss in meinem Haus.“ Da haben wir’s wieder. Revolte im Familienkreis, und alles nur, weil wir unseren Sohn als gleichgestelltes Familienmitglied erziehen. Ist ja auch gut so, nur hin und wieder wünscht man sich als Eltern dann doch etwas mehr Autorität, vor allem, wenn es darum geht, bei 9 Grad nicht im T-Shirt aus dem Haus zu gehen, seinen Reißverschluss zuzumachen, bei der Brotzeit nicht ausschließlich die Wurst zu essen, etc. Ich verstehe Ths Logik. Einerseits bringen wir ihm bei, sich im Kindergarten nicht alles bieten zu lassen, andererseits erwarten wir von ihm Gehorsam.
Wir wussten längere Zeit nicht so recht, wie wir mit seiner Renitenz umgehen sollten, so dass wir eine Nikolausliste eingeführt haben, auf der wir Dinge vermerken, die nicht so super sind und für die der Nikolaus dann kein Geschenk, sondern eine Kartoffel bringt. Selbstverständlich tragen wir auch die guten Taten ein, z.B. dass Th freiwillig mit aufräumt, seine Mandarine alleine schält, oder einfach mal den ganzen Tag ganz lieb ist. Das hat sehr gut funktioniert. Allerdings hatte es wie so oft in letzter Zeit den Effekt, dass Th den Spieß umdreht:
Th: „Wenn ich x nicht bekomme / darf,
Neulich haben wir ihm erklärt, dass es etwas Besonderes an uns Eltern gibt: dass wir es immer gut mit ihm meinen und wollen, dass es ihm gut geht. Deshalb ist es auch nicht verkehrt, auf seine Eltern zu hören. Interessanterweise hat er das verstanden und glaubt es auch. Im Moment sind wir wieder in einer sehr ausgeglichenen Phase.
Lustig sind in letzter Zeit auch plötzlich auftretende Gebrechen, wenn eine attraktive Beschäftigung gegen eine weniger attraktive Beschäftigung ersetzt werden soll:
Eltern: „Komm, geh ins Bad, es ist Zeit zum Fertigmachen fürs Bett!“
Th (der bis eben noch wie ein Verrückter rumgetobt hat): „Ach, ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten --- wenn ich nicht mehr spielen darf!“
Sein schauspielerisches Talent bekommen wir in letzter Zeit auch in Form von diversen Kasperletheatern demonstriert, die uns stilgerecht im Wohnzimmer mit diversen Kuscheltieren und Handpuppen hinter der Spielzeugkiste vorgeführt werden. Anfangs waren die Geschichten noch ziemlich sinnfrei, doch mittlerweile haben wir u.a. die komplette Grüffelogeschichte fast orginalgetreu mit dem gesamten Text vorgespielt bekommen. Das war ziemlich beeindruckend.
Lustige Ausgeburten im Rollenspiel gibt es hin und wieder bei der Namensgebung der Spielfiguren. Aktuell sind wir noch immer in der Ritterphase (seit dem Besuch beim Kaltenberger Ritterturnier im Sommer) und haben deshalb zuhause schon unzählige Playmobil-Ritterturniere miterleben dürfen. Lustigerweise hieß bei einem dieser Turniere der „König der Ritter“ „Herbert“ und der war befreundet mit dem Ritter „Laszlo“. Wo nimmt er das nur her?
Da die Eltern nich immer Lust auf Spielen haben, hörten wir neulich den leidenschafltichen Ausruf:
Th: „Ach, ich wünschte, ich hätte einen großen Bruder, der IMMER mit mir spielen würde und mit dem ich NICHTS teilen müsste!“
Tja, das Leben ist grausam...