29.7.14
Seit einiger Zeit zeichnet sich ab, dass unsere Erziehung Früchte trägt, allerdings vielleicht nicht unbedingt die Früchte, die wir uns erhofft hatten. Man stelle sich folgende Situation vor: Mama, Papa und 4-jähriges Kind sitzen zusammen beim Mensch-Ärgere-Dich-Nicht Spielen. Alles ist lustig und relativ einträchtig (solange das Kind nicht aus dem Spiel geworfen wird, versteht sich). Es wird gewürfelt. Das Kind zieht – aufgrund von mangelnder Aufmerksamkeit oder auch aus purer Agitationslust - drei Mal in Folge ein Feld zu wenig weiter.
Mama (mit leicht strenger Stimme): „Hey, Du bist schon wieder ein Feld zu wenig weitergezogen! Du musst ein bisschen besser aufpassen.“
Kind (mit hochgezogenen Augenbrauen und wichtigem Blick): „Kannst Du das nicht mit einer freundlicheren Stimme sagen? Du könntest sagen: ‚Theo, bitte passe beim nächsten Mal besser auf.‘“
Mama und Papa (mit offenen Mündern): Sprachlosigkeit.
Eine ähnliche Begebenheit:
Eltern (drängend): „Th, bitte mach hinne und zieh Dich an! Beeile Dich, wir verpassen sonst die S-Bahn.“
Kind zieht sich weiterhin gemächlichst an.
Eltern (entnervt): „Jetzt komm bitte, wir haben es eilig! Soll das etwa schnell sein???!“
Kind (mit Lehrmeisterstimme): „Könnt Ihr nicht ein bisschen sanfter mit mir umgehen?“
Eltern (denken): „Verflixter naseweißer Dreikäsehoch!“
Ein weiteres interessantes Beispiel, dass die von uns Eltern erlassenen Regeln von unserem Kind als Gegenwaffe gebraucht werden ist Folge des Versuchs, unseren Sohn zweisprachig zu erziehen. Mama I redet ausschließlich Deutsch mit dem Zwerg, Papa T redet ausschließlich Bulgarisch. Naja, sagen wir zu 99%, da hin und wieder beim Switchen zwischen Ehefrau und Sohn doch ein deutsches Wort durchrutscht. So geschah es auch neulich, dass Papa aus Versehen wagte, einen deutschen Satz zu Kind Th zu sagen.
Kind (erbost): „Hey! Wieso redest Du Deutsch mit mir?! Du sollst Bulgarisch reden!“
Zum Glück kommt es hin und wieder auch zu Liebesbekundungen von Seiten des Kindes an die Eltern, gerne vor dem Einschlafen:
Kind (mit liebevollem Blick): „Ich hab Dich UNENDLICH lieb! Noch lieber als alles auf der Welt! Ich hab Dich lieber als den Papa (alternativ: als die Mama, je nach dem, wer ins Bett bringt)!!!“
Hin und wieder gibt es auch Komplimente an die Mama:
Kind: „Du siehst aber schick aus heute!“
Oder...
Kind (zieht Mama die Haarklammer aus den Haaren): „So sind Deine Haare schöner.“
Doch wo viel Liebe ist...
Eltern (um 20:30!): „Heute ist es zu spät zum Fernsehen, Du musst jetzt schlafen.“
Kind (erbost und rot vor Zorn): „Ich HASSE Euch!!!!!“
Man hat’s nicht leicht als Eltern...