Ein Schwabe in Bayern
Ein Schwabe in Bayern

Brainwash, Baden und Beikost

28.1.10

 

Man wundert sich ja schon ein bisschen, was einem alles nicht mehr peinlich ist, wenn man ein Baby hat. Beispielsweise findet man sich in einem überheizten Raum mit lauter nackten Babies und anderen Müttern wieder und singt Lieder von 10 kleinen Zappelmännern, oder Papa und Mama Käfer. Vermutlich ist die Schmach nicht ganz so schlimm, weil das Ganze einen professionellen Namen hat: Pekip. Überhaupt machen sich I und T beide komplett für Th zum Affen, imitieren seine Laute, grunzen, schnarchen, kitzeln, schneiden Grimassen und reden 2 Oktaven höher als sonst. Th findet’s gut und die Eltern werden in ihrem Verhalten verstärkt. Man geht auf einmal zu Mamakaffeeklatschs, hat Mamilisten auf seinem PC, ist bei Babymassage und Babyschwimmen angemeldet. So ein Baby ist schon ein bisschen wie eine Gehirnwäsche, auch wenn man davor noch so cool, funky, laid back und unkonventionell war. Das Baby geht vor. Und das Allerkrasseste an der Sache: es fühlt sich genau richtig an. 

 

Im Moment kämpfen wir mit dem Thema „wöchentliches Baden“. Th ist kein großer Bader, was I schon beim Gedanken an das erste Babyschwimmen nächste Woche den Schweiß auf die Stirn treibt. Da hilft auch alles dudsidudsi, Singen und Kitzeln nichts, Th steht dem Element Wasser skeptisch gegenüber. Und das bei einem Vater, dessen Leben das Wasser ist (vielmehr das Unterwasser) und einer Mutter, die am liebsten jeden Tag in der Badewanne plätschern würde.

 

Was Th in seinem fortgeschrittenen Alter auch nur noch bedingt akzeptabel findet, ist sich in den Alltag der Eltern pressen zu lassen. Th hat sehr spezifische Bedürfnisse, die leider nur sehr unspezifisch geäußert werden, nämlich durch Geschrei. Th liegt auf dem Rücken – Geschrei. Th wird auf den Bauch gedreht – noch schlimmeres Geschrei. Th wird herumgetragen – Geschrei. Th wird in die Wippe gesetzt – eine Sekunde Ruhe...Geschrei. Th wird in die Hängewiege unter das Mobile gelegt – Geschrei. Th wird ins Babygym platziert – ganz schlimmes Geschrei. Th wird mit dem Gesicht nach vorne und aufrecht getragen – das war’s, was er wollte! Diese Kette an möglichen Beschäftigungsvarianten kann in allen Kombinationsmöglichkeiten auftreten. Es ist nicht mehr nur so, dass der Zwerg Hunger hat oder müde ist. Er hat ganz spezielle Wünsche. 

 

Heute gab es übrigens zum ersten Mal Karottenbrei. Man kann sich kaum vorstellen, was dieses kleine Möpschen für Freude empfunden haben muss. Bisher kannte er nur einen Geschmack – den der grausamen HA-Milch ohne Lactose oder einem akzeptablen Ersatz für den fehlenden Milchzucker. Und dann kam da der erste Löffel mit Karotte! Th hat seine Portion in Sekundenschnelle weggeputzt und hätte auch noch mehr davon gegessen, wenn man ihn gelassen hätte. Aber da waren wir dann doch vorsichtig, um ein größeres Kackdrama abzuwenden.

 

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© Isabella Paul-Jordanov