Taufe im Balkan
20.6.10
Unser BG-Tauf- (nicht Tauch-!) Urlaub stand wahrlich von Beginn an unter einem schlechten Stern. Wir schafften es dank Chauffeur gerade rechtzeitig eine Stunde vor Abflug um 17:25 an den Flughafen in Friedrichshafen, da sich um Meersburg herum ein fieser Stau zusammengebraut hatte. Dann wurden wir beim Checkin mit großen Augen angeschaut, da unser Flug nach Burgas schon morgens um 8:00 gegangen war, uns hatte nur keiner Bescheid gesagt und man hatte uns 2 Tage zuvor eine falsche Abflugszeit bestätigt. Da standen wir nun mit Sack und Pack und einem 8 Monate alten Schnurzelchen. Glücklicherweise ergriff eine gute Fee von der Lufthansa die Initiative und versuchte uns zu helfen, nachdem ich ihr gesagt hatte, dass wir unbedingt zu einer Taufe nach BG müssten. Nach 2 Denkminuten meinte sie dann: „aber nicht seine?!“ und zeigte auf Th. „Doch“ meinte ich. Das schürte das Feuer in der Lufthansafrau und sie telefonierte erst die halbe Welt erfolglos zusammen und holte dann noch ihre Kollegin vom Reisebüro aus dem Feierabend, die für uns ohne Gebühren und ohne jeglichen Verdienst für den nächsten Tag einen Flug ab Stuttgart buchte. Nur dank der engagierten Hilfe von 2 netten Damen schafften wir es also überhaupt nach BG.
Dort angekommen war unser Moppelchen im Paradies, da er aufgrund der Temperaturen überwiegend nackt sein durfte. Noch dazu gab es 2 Omas, 2 Opas und uns, um ihn 24 Stunden zu betüddeln, was er sichtlich genoss. Moppel gewöhnte sich so sehr an Gesellschaft, dass er auch abends nicht mehr bereit dazu war, alleine ins Bett zu gehen, so dass wir eine neue Einschlafstrategie adaptieren mussten, die gegen jegliche Empfehlung aus schlauen Büchern geht: wir nahmen ihn mit zu uns ins Bett bis er einschlief und betteten ihn erst um, als er eingeschlafen war.
Abgesehen von den Schlafproblemchen war der Bulgarientrip jedoch ein voller Erfolg. Das, obwohl wir logistisch bedingt sehr viel innerhalb des Landes mit dem Auto reisen mussten. Ohne Klimaanlage bei ca. 40 Grad. Mops schwitzte zwar, aber machte alles anstandslos mit. Allerdings hatte das paradiesische Wetter einen Nachteil: der Boppel entwickelte Hitzepickel am Popo, die wahrlich grausig aussahen und sich wohl auch nicht angenehm anfühlten. Wickeln stand nämlich nicht mehr so hoch im Kurs wie sonst. Also mussten wir wohl oder übel in Nessebar einen Kinderarzt ausfindig machen, der uns eine Tinktur für den wunden Kinderpo verschreiben würde. Das war nicht einfach! Wir schafften es überhaupt nur dank Ts Mutter, die das bulgarische Ärztesystem versteht, bzw. darauf pfeift. Man kann sich das nicht vorstellen: wir waren in einem Ärztehaus. An den Türen standen keine Namen, aber dahinter verbargen sich offensichtlich Ärzte. Was für Ärzte? Keine Ahnung. Vor jedem Zimmer saß eine Schar von Leuten, die warteten. Wir hätten uns normalerweise natürlich dazugesetzt und gewartet, dass uns jemand aufrufen würde. Ts Mutter jedoch ging von Tür zu Tür und klopfte, fragte nach, ob der Arzt denn Kinder behandelte und ob wir drangenommen würden. An der dritten Türe klappte es, wir wurden sofort hereingebeten, obwohl draußen bestimmt 20 Leute saßen. Ich habe immer noch nicht verstanden, ob einfach Frechheit siegte, oder ob die Dinge in Bulgarien so laufen. Uns war’s egal, wir kamen dran, der wunde Po wurde als nicht so schlimm erachtet und uns wurde gesagt, dass wir die Heil-Creme, die wir eh schon dabei hatten, ruhig auf die Pickel schmieren könnten.
Dann kam Ths Taufe. Sie war magisch! Sie fand in einer kleinen orthodoxen Kirche in Kasanlak statt und Theodor hatte sofort einen Draht zu dem Priester, der passenderweise auch Theodor hieß. Wir hatten auch einen Chor engagiert, der wahrlich wunderbar sang. Überhaupt war die ganze Zeremonie ein einziger Singsang zwischen Priester und Chor. Und zwar guter Gesang! Theodor war völlig hin und weg und ließ fasziniert alles mit sich machen, sogar das Ganzkörperwasserbegießen und sich vom Priester (=fremde Person) Herumtragenlassen und sogar hinter einer Wand verschwinden und wieder auftauchen. Zur Krönung des Ganzen schnappte sich Theodor am Schluss dann des Priesters Kreuz, mit dem er geweiht wurde, und wollte es auffressen, was zu großer Erheiterung führte. Anschließend wurde kräftig in einem landestypischen Restaurant gefeiert, und es wurden große Mengen Schnaps konsumiert. Was für ein Fest!
Nebenbei sollte erwähnt werden, dass der Schnurzel das freie Sitzen erlernte, zum ersten Mal im Meer badete und lernte, das R zu rollen...