Ein Schwabe in Bayern
Ein Schwabe in Bayern

Noch mehr Wurst

17.11.10

 

Der Purzel hat mittlerweile alle Frauen an der Frischetheke um den Finger gewickelt. Es ist so weit gekommen, dass er schon beim Fleischkauf eine Wurst von der Fleischfrau zugesteckt bekommt. Dann bekommt er von der Wurstfrau noch eine Scheibe und wenn es ganz gut läuft, dann noch eine von der Käsefrau. Beim letzen Mal Einkaufen hat er tatsächlich 3 Scheiben Lyoner verputzt. 

 

Neben den Wurstexzessen hat sich gottseidank auch seine Fortbewegungsfähigkeit verbessert. Mittlerweile läuft er selbständig, wenn man ihn nur leicht hinten am Kragen hält (für die Psyche). Zwischen uns läuft er auch ein paar Schrittchen ganz alleine, um sich dann auf dem letzten halben Meter mit viel Vertrauen und ausgebreiteten Armen nach vorne plumpsen zu lassen.

 

Th zeigt auch auf Dinge, wenn man ihn danach fragt, z.B.: „Wo ist das Auto?“ – dann zeigt er im Bilderbuch auch wirklich auf das Auto. Wenn ich ihn frage: „Wo ist Papa?“ zeigt er auch auf Papa. Wenn ich dann frage: „Wo ist Mama?“ zeigt er auch auf seinen Papa. Wenn ich frage: „Wo ist Oma/Opa“ wieder dasselbe. Es scheint ihm also noch nicht so recht klar zu sein, dass seine Bezugspersonen alle unterschiedlich heißen. 

 

Wenn der Schnuffel schlafen soll, wendet er eine neue Technik an, um bloß nicht einzuschlafen: er schmeißt den Schnuller aus dem Bett. Das macht ihm großen Spaß und wartet darauf, dass man den Schnuller wieder zurückliefert. Dann schmeißt er ihn wieder weg. Das kann sich eine ganze Weile hinziehen. Eine weitere Anti-Einschlaftechnik ist das Weinen bei zusammengepresstem Hals, so dass es wie Würgen klingt. Wir haben das nie so ernst genommen, sondern eher unter der Kategorie „Dramatik“ abgetan. Allerdings war er neulich so empört, dass er alleine zum Schlafen in seinem Zimmer zurückgelassen wurde, dass er vor lauter Dramatik wirklich gekotzt hat. Zu unserem Glück fand er das wohl auch nicht so witzig und hat es seither nicht noch einmal wiederholt.

 

Im Moment passiert wirklich viel auf vielerlei Ebenen. Er plaudert noch mehr als bisher (unglaublich!) und es klingt wie eine eigene Sprache mit Prosodie und allem drum und dran. Richtige Wörter sagt er noch nicht, aber das liegt vermutlich an der Bulgarisch/Deutsch-Verwirrung. Er läuft wie gesagt beinahe und er interessiert sich jetzt nicht mehr nur dafür, den für ihn gebauten Turm umzuschmeißen, sondern ihn auch selbst zu bauen! Nicht nur das, er räumt sogar im Anschluss die Bauklötzchen wieder in ihren Beutel. Wenn er ein Buch hält, muss es richtig herum sein. Ist es verkehrt herum, dreht er es um. Es ist wirklich bedauerlich, in dieser spannenden Zeit überwiegend an einem grauen Schreibtisch zu sitzen und das meiste zu verpassen.

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© Isabella Paul-Jordanov