Von Monstern und Drachen
15.4.14
Vier Jahre alt zu sein, muss zauberhaft sein. Man glaubt noch an das Christkind, an den Osterhasen und die Bettfee. Letztere beschenkt einen mit etwas Tollem, wenn man es schafft, alleine ohne Eltern einzuschlafen, seine Eltern durchschlafen zu lassen und erscheint seltsamerweise hin und wieder auch zur Belohnung anderer guter Taten. Dabei stört es überhaupt nicht, wenn das Christkind / der Osterhase / die Bettfee es nicht rechtzeitig geschafft haben, das ersehnte Geschenk zu bringen. Sie haben offensichtlich ja viele Kinder zu versorgen. Es ist ok, wenn das Christkind / der Osterhase / die Bettfee das Geschenk am Nachmittwag als Amazon-Paket vorbeischickt. Die Welt ist voller Magie und Vorfreude. Von ganzem Herzen glaubt man an den Zauber im Alltag. Ist das nicht wunderschön?
Leider hat das Ganze auch eine Schattenseite. Man glaubt nämlich auch an Gespenster, Monster und Drachen. Tagsüber kann man sich damit herrlich gruseln, aber nachts kann man sich durch die selbst zusammenphantasierten Monstergeschichten so erschrecken, dass die Bettfee keinen Anlass zur Freude mehr hat.
Es ist wirklich lustig. Th will bei den unendlichen Rollenspielen, die er alleine und in Kombination mit all seinen Freunden spielt nie „lieb“ sein, sondern immer etwas Böses, Schreckliches oder Gefährliches wie ein Tyrannosaurus Rex, ein Lava-spuckender Drache (alternativ spuckt der Drache Gift, Steine, Eis, oder Feuer), ein böser Bionicle, ein Löwe, ein Anglerfisch, oder Darth Vader. Er macht ganz fürchtleriche Geräusche und Grimassen, geht ganz und gar in seiner Rolle auf. Manchmal kommt er „in character“ zum Essenstisch. Wenn es Fisch gibt, ist er ein Spinosaurier. Er wünscht sich „Fleisch mit Knochen“, damit er essen kann wie ein Tyrannosaurus (Elternmeinung: wie ein Ferkel!). Star Wars hat er noch nie gesehen, außer auf Bildern. Dennoch lässt er sich erklären, wer gut und böse ist und warum das so ist. Als Soundtrack für sein Rollenspiel muss dann auch die Fimmusik laufen, man kann sich vorstellen, welches Stück – klar, Darth Vaders Thema, das dön, dön, dön, dödedön, dödedön.
Wenn es Nacht wird, verschwindet das kleine Monster dann allerdings und Th kommt zum Vorschein. Es will gekuschelt werden. Nicht nur das, es müssen auch diverse Kuscheltiere ins Bett einziehen, um Th vor den bösen Drachen, Monstern und sonstigen Gruselwesen zu beschützen. In letzter Zeit wacht er öfters auf, weil er zum Beispiel von Lava-spuckenden Drachen träumt und sich ganz offensichtlich vor seinen eigenen Geschichten gruselt. Zum Glück konnten wir dem Problem Herr werden, indem wir einen Traumfänger aufgehängt haben. Da bleiben ja bekanntermaßen die schlechten Träume hängen und die guten dürfen durch. Als neulich doch mal ein Alptraum durchgeschlüpft ist, haben wir kurzerhand den Traumfänger „durchgepustet“, damit er wieder von den verstopften Alpträumen befreit ist. Seither funktioniert er wieder. Hach, die Magie...