Ein Schwabe in Bayern
Ein Schwabe in Bayern

Verknalltes

15.08.15

 

Ach ja, die Liebe. Vor ca. 2 Monaten berichtete Th, dass seine Kindergartenfreundin Marie in ihn verknallt sei.

 

Mama: „Das ist doch schön!“

Th: „Nein, das will ich aber nicht!“

Mama: „Warum denn nicht? Freu Dich doch, wenn Dich jemand mag!“

Th: „Aber dann muss ich die ja küssen und küssen ist eklig.“

 

Aha. Was, wie, wo? Wieso geht es jetzt auf einmal ums Küssen? War unser Kind nicht erst 5? Hab ich irgendwas verpasst??? Weiter ging es vor ein paar Tagen:

 

Th: „Mama, die Marie ist jetzt in den Adrian verknallt.“

Mama: „Nanu, war sie nicht neulich noch in Dich verknallt?“

Th: „Ja, schon, aber jetzt ist sie in Adrian verknallt. Und Adrian ist in die Marie verknallt. Und Adrian hat Marie im Kindergartenklo auf den Mund geküsst. Das ist doch total eklig! Iiiiiih.“

Mama (etwas erstaunt): „Ähm, ach weißt Du, irgendwann triffst Du auch ein Mädchen, in das Du verliebt bist und das Du dann küssen willst.“

Th: „Die einzige, die ICH heiraten würde ist die Laura Z. Wenn ich irgendeine andere heiraten müsste, dann würde ich ihr beim Küssen in den Mund kotzen.“

 

Ich finde neben der Tatsache, dass sich 5-Jährige mit Küssen beschäftigen interessant, dass Küssen sofort mit Heiraten gleichgesetzt wird. Na, ich bin gespannt, wie das weitergeht.  

 

Auch das mütterliche Küssen wird in letzter Zeit nur noch widerwillig hingenommen und auch nur auf der Wange toleriert. Selbige wird nach der Beküssung selbstverständlich gründlich mit dem Ärmel abgewischt. Selbst aus dem gleichen Glas darf nicht mehr getrunken werden oder vom selben Apfel abgebissen. Alles eklig. Ich muss sagen, ich finde das ganz in Ordnung. Ich grusele mich selbst auch, wenn ich Mütter sehe, die ihren Kleinen dicke, feuchte Schmatzer auf den Mund drücken. Brrrr.

 

Neben den (Nicht-) Küssphantasien haben sich leider auch präpubertäre Scheußlichkeiten in Ths Sprache eingeschlichen. Sehr zum Leidwesen der Mutter: „Alter, krass!“ zum Beispiel. Seufz... Ebenso teenagereske Anwandlungen zeigen sich auch bei Ths Musikgeschmack. Ritter Rost ist mittlerweile out und Th lässt sich seit ein paar Monaten schon CDs brennen, auf denen Lieder aus unserem 120 GB Fundus stammen, die ihm gefallen. Für die Selektion sitzen wir vor dem PC und klicken uns durch die Songs. Was kommt dabei raus? Zum Beispiel ein Mix aus Pearl Jam (Alive), Puddle of Mud (Blurry), Oasis (Wonderwall), Blur (Icecream Man) etc. Krass. Auf dem Stand war ich mit 17! Diese CDs verwaltet er dann sorgsam in einer Mappe und legt sich nach Laune entsprechende Musik auf. Laut. Dabei sitzt er im Wohnzimmer auf dem Sofa und lauscht.

 

Bedauerlicherweise erstreckt sich Ths Liebe zur Musik nicht auf meinen Gesang. Ich singe viel und oft, da ich für meinen Kammerchor und andere Gesangsprojekte viel üben muss. Ich denke, ich singe gut. Sagt man mir auch von extern, also ist vielleicht was dran. Mein Sohn denkt das leider nicht.

 

Th: „Oh Mann! Schon wieder dieses Gesinge!“

Mama: „Gefällt es Dir wirklich nicht, wenn ich singe?“

Th (vehement): „Nein.“

 

Na danke. Nur für die Gutenachtlieder ist man dann wieder recht...

 

 

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© Isabella Paul-Jordanov