Krankenhausdrama
14.8.10
Unser armes Schnuffelchen ist krank. Vor ein paar Tagen stieg das Fieber an die gefürchtete 40 Grad-Grenze und ließ sich auch von Paracetamol nicht mehr einschüchtern, so dass wir abends um 7 keine Wahl hatten, als ins Krankenhaus zu fahren. Der kleine Spatz war gar nicht so schlecht beieinander, glühte aber wie ein kleiner Ofen. Nun begann erst das ganze Drama. Es sollte ein Urinbeutel geklebt und entsprechend auch von Theodor befüllt werden, um sicherzustellen, dass er nicht an einem für Babies gefährlichen Harnwegsinfekt leidet. Leider hatte der Schnurzel VOR dem Urinbeutel eine sehr volle Windel produziert und war im wahrsten Sinne des Wortes leergepinkelt. Trinken wollte er nicht, weil es seine Schlafenszeit war. Schlafen konnte er nicht, weil im Krankenhaus-Untersuchungszimmer das Ambiente nicht gerade zum Schlafen einlud. Weil er nicht schlafen konnte, konnten wir ihn auch nicht nach 3 Stunden wie sonst üblich wecken, um ihm Milch zu füttern, damit er pinkeln konnte. Wir waren also in einer Patt-Situation. Die Ärztin schlug vor, ihn doch am besten gleich zu katheterisieren, was uns zur Flucht nach Hause animierte. Dazu mussten wir natürlich einen Wisch unterschreiben, dass wir das Krankenhaus und eine stationäre Einweisung gegen die Empfehlung des ärztlichen Rates VERWEIGERTEN. Auch kein tolles Gefühl. Aber lieber noch ein Fieberzäfchen Ibuprofen zwischendurch als ein Katheter am Kind. Alles schien ok, Theodor war glücklich, wieder zuhause zu sein und schlief auch brav ein. Allerdings war seine Temperatur um halb 4 morgens wieder knapp unter 40, so dass wir noch einmal gen Krankenhaus pilgerten und die genervte Schwester uns zum zweiten Mal in Empfang nahm. Dieses Mal gab es kein Entrinnen. Katheter wurde zwar erst mal verschoben, dafür wurde noch um 4 Uhr morgens Blut abgenommen (aus dem Handrücken), was Theodor wenig entzückte. Ich habe ihn selten so weinen hören. Immerhin wussten wir schon eine halbe Stunde später, dass es keine bakterielle Infektion war und fielen zu dritt (!) todmüde in 1 (!!) Krankenhausbett, da Theodor sich weigerte, in seinem Krankenhausbabybett zu schlafen. Man fragt sich, wie es möglich ist, zu dritt auf einem Meter zu schlafen, wenn man ein Baby zwischen sich liegen hat, das alle Extremitäten von sich streckt wie Jesus am Kreuz – aber es ging.
Am nächsten Morgen kam dann auch das so herbeigesehnte Pipi und wir konnten den gefürchteten Harnwegsinfekt ausschließen. Ok, dachten wir, fahren wir wieder heim und bekämpfen das Fieber. Aber Pustekuchen. Wir mussten bleiben, um noch eine Verlaufskontrolle was die Blutwerte anging mitzumachen. Außerdem wurde bemerkt, dass Theodor ja nichts zu sich nehmen wolle. Unsere Erklärung, dass er a) die NUK-Sauger, die im Krankenhaus zur Verfügung standen, nicht akzeptiert (Th ist voll auf Avent festgefahren) und dementsprechend keine Milch trinken wollte und b) er den Obstbrei Apfel-Pfirsich, den es zum Frühstück gab nicht mochte (er mag kein Pfirsich), wurde skeptisch aufgenommen. Am Nachmittag kam dann die zweite Blutabnahme. Oh Horror. Der Schnuffel fing schon beim Betreten des Zimmers an zu heulen wie er noch nie geheult hat. Er erinnerte sich offensichtlich an die Nacht zuvor! Noch schlimmer wurde es, als er die rot-bekittelte Schwester sah. Er klammerte sich verzweifelt an mich und wollte sich nicht auf das Bett setzen lassen. Ich hätte fast mitgeheult. Ende der Geschichte war, dass gottseidank wieder eine bakterielle Infektion ausgeschlossen werden konnte, wahrscheinlich, wurde vermutet, handele es sich um die Sommergrippe. Super, dachten wir, gehen wir nach Hause. Nix da. Man meinte, das Kind habe ja nix gegessen (s.o.) und hat auch noch die ganze Zeit geweint (alle im roten Kittel wurden ohne Unterschied angeheult), was ganz klar darauf schließen ließe, dass er nicht gut beieinander ist. Bei uns war Theodor zwar gut gelaunt und aß auch das von zuhause mitgebrachte Essen, aber den Eltern glaubt ja keiner.
Noch eine Nacht im Krankenhaus. Diese wurde durch die Ankunft einer syrischen Frau mit krankem Kind versüßt, die in unser Zimmer einzogen. Super. Das, was ein krankes Kind wirklich braucht, um gesund zu werden, ist ein vernünftiger Nachtschlaf. Dieser jedoch ist so gut wie unmöglich, wenn um 20:00 Uhr remmidemmi im Zimmer herrscht, da die andere Mutter noch nichts von Leisesein oder Rücksicht gehört hat und sogar nachts um 2 noch ohne die Stimme zu senken, den Speiseplan für die nächsten 5 Tage mit der Nachtschwester durchgeht. Ich wäre fast geplatzt. Wie Theodor es doch geschafft hat, bei dem Krach zu schlafen ist mir ein Rätsel.
Am nächsten Morgen war Th fieberfrei. Hurra, dachten wir, gehen wir nach Hause. Nee, nee, wir sollten bis Mittag abwarten, um zu sehen, dass das mit der Fieberfreiheit auch stabil ist. Um halb 12 war die Temperatur immer noch bei 37,3. Super, dachten wir, jetzt dürfen wir nach Hause! Falsch gedacht. Wir sollten doch noch bis zum frühen Nachmittag warten, um auch wirklich sicherzugehen... wir dachten, wir sind im falschen Film. Um 2 durften wir dann endlich, endlich gehen, nachdem die Temperatur sich nicht verändert hatte. Das war auch besser so, denn wir waren schon wieder drauf und dran, die ärztliche Behandlung zu verweigern...
Mittlerweile ist Ths Fieber zwar weg, aber er rotzelt durch die Gegend wie eine Nacktschnecke. Seine Spur kann durchs Haus verfolgt werden. Auch Mutterns Kleidung ist eine Kontaminationszone. Aber wie meine Großmutter schon über die Grippe sagte: 3 Tage kommt’s, 3 Tage steht’s, 3 Tage geht’s. Wir sind bei Tag 5. Es kann nur besser werden.