Ein Schwabe in Bayern
Ein Schwabe in Bayern

Long time no read

11.3.11

 

Na, dieser Blogeintrag hat aber auf sich warten lassen. Das hat seine Gründe. Erstens haben wir kurz ein Haus am Starnberger See gekauft und sind mit Sack und Pack umgezogen, zweitens haben T und ich mal eben die Branche gewechselt, unseren Unijob an den Nagel gehängt und arbeiten seit Januar in der Nähe von München bei einer Firma. Auch abgesehen von diesen Kleinigkeiten ist viel passiert.

 

Im Dezember mussten wir leider wieder ein mittleres Krankheitsdrama aufgeführt in einer Solovorstellung von Th miterleben: Akt 1: Mandelentzündung mit durchgeweinten Nächten; Akt 2: 3-Tage-Fieber mit >40 °C; Akt 3: Bronchitis und als Zugabe zum Schluss noch den Norovirus. Special feature: eine uraufgeführte Kotzeinlage von Th in der Kinderarztpraxis, die die Welt wirklich noch nicht gesehen hat (und die armen Arzthelferinnen auch nicht). Jetzt weiß ich, was „schwall-artiges Erbrechen“ bedeutet und weiß auch, dass man beim Norovirus tunlichst vermeiden sollte, seinem Kind einen Body anzuziehen, da man diesen nach dem wirklich gewaltigen Durchfall schlecht wieder über den Kopf ausziehen kann. Ach so: zwischen den Akten gab es keine Pause! Nach  diesen 2 durchwachten Wochen saß ich am Ende (im wahrsten Sinne des Wortes) in der Kinderarztpraxis und heulte, weil icheinfach nicht mehr konnte. Gottseidank kam die Wende, Th erholte sich rapide bei Androhung des Krankenhauses durch unseren Kinderarzt und auch wir konnten ein bisschen Luft holen, um dann ein paar Tage später den Umzug in Angriff zunehmen. 

 

Der Umzug. Haaach ja. Den 24. Dezember verbrachten wir noch mit Weihnachten feiern in einem intakten Haus mit einem seit 2 Tagen wieder intakten Kind. Am 25. sah es schon aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ging nicht anders, am 28. sollte ja schon der Umzugs-LKW kommen. Der kam auch pünktlich. Es gab nur 2 kleine Probleme: wir waren noch nicht fertig mit Packen und das Umzugsunternehmen hatte trotz korrekt angegebenen Mengen leider, leider ein bisschen zu knapp geplant, so dass unser Krempel nicht ganz in den LKW passte. Na super. Während die Umzugsleute schlecht gelaunt und schimpfend unsere Sachen in den Anhänger stopften, und wir noch die letzten Sachen zusammenrafften, wurde klar, dass wir irgendetwas zurücklassen mussten, bzw. irgendjemanden, da wir unser Auto jetzt auch noch mit Zeugs beladen mussten. Schnell wurde klar, dass wir unsere gute Freundin Inga nun doch bemühen mussten, mit uns nach München zu fahren, damit wenigstens alle Familienmitglieder mitkonnten. Aber egal wie wir es drehten und wendeten, unser neu erstandener Christbaumständer passte einfach nicht mehr mit rein. Er lebt noch immer irgendwo in Konstanz, ich glaube im Moment im Taborweg...


Im neuen Haus angekommen verbrachten wir die ersten Tage natürlich erst einmal im Chaos. Ständig suchten wir irgendetwas. Ich bin sicher, ich habe in alle 80 Kartons (die selbstverständlich in schönen Kartonburgen verbaut waren) mindestens 10 mal hineingeschaut. Natürlich war das gesuchte Objekt immer im untersten Karton. Beim nächsten Mal Suchen hatte man dann alles wieder vergessen und musste wieder mit dem Kartonmemory neu beginnen. Der Einzige, der in dieser Zeit wirklich riesigen Spaß hatte war Th. Er watschelte im Chaos umher und freute sich über die vielen neuen Zimmer, die er erkunden durfte. 

 

Apropos Watscheln: nachdem die Krankheitsphase im Dezember Th erst ein bisschen ausgebremst hatte, legte er ab Januar richtig los mit Laufen. Außerdem kam heraus, dass er ein großes Faible für Lampen hat. Ständig zeigte er mit befehlender Geste auf irgendeine Hängelampe, Glühbirne, Stehlampe, Tischlampe, Lampe im Fernsehen, Lampe auf DVD, Lampe, Lampe, Lampe und wir mussten sagen „Lampe!“. Taten wir das nicht, wurde so lange gequengelt bis wir es taten. Wieso schreibe ich in der Vergangenheit?! Es ist noch heute so (18. März, 2011). Ein weiteres Objekt der Begierde ist die Bohrmaschine. Während der Einzugsphase war sie natürlich omnipräsent und löste bei Th anfangs zunächst große Heulkrisen aus. Diese waren aber recht schnell überwunden und wurden durch eine große Bohrmaschinenleidenschaft abgelöst. Th wollte ständig zur Bohrmaschine. Anfangs nur gucken und dann auch selbst bohren. Oh ja! Es ging sogar so weit, dass Th zutiefst beleidigt war, wenn jemand es wagte, ohne ihn zu bohren. Auf ähnlicher Stufe wie die Bohrmaschine stand und steht noch immer der Staubsauger. Th will immer „helfen“ beim Staubsaugen und läuft sogar alleine mit dem Staubsauger durch die Gegend. Ist der Staubsauger nicht griffbereit, geht auch ein Besen. Schön, dass wir so eine fleißige Putzliesel erzeugt haben! Allerdings geht die Putzleidenschaft dann doch etwas zu weit (großes Heuldrama, wenn der Staubsauger ausgeschalten wird). Gut, dass Ths Opa sich etwas Cleveres hat einfallen lassen. Die einzige Möglichkeit, Th dazu zu bringen, den Staubsauger in Ruhe zu lassen ist, ihm zu sagen, dass der Staubsauger gerade schläft und dass man ganz leise sein muss, um ihn nicht aufzuwecken.

 

Erstaunlich finde ich an Ths aktueller Entwicklung vor allem 2 Dinge. Erstens zeigt Th, wenn man ihn fragt „wo ist Theodor“ seit ca. 2 Wochen auf sich, zweitens entwickelt er Humor! Th macht Witze! Nicht verbal, sondern eher agiert. Das läuft so ab: ich spiele z.B. Gitarre und Th klaut mir mein Plek. Sage ich zu ihm: „Theo, gibst Du mir mein Plek zurück?“ tut er so als ob er es zurückgibt, um dann im letzten Moment die Hand wegzuziehen und auszubüchsen. Man muss ihn dann jagen. Immer wieder bleibt erstehen und will einem das begehrte Objekt vermeintlich zurückgeben, natürlich nur, um es dann immer wieder kurz vor knapp wieder wegzuschleppen. Und er lacht sich tot dabei. Ich finde das wirklich unglaublich: kaum hat unser Kind Selbsterkenntnis, veräppelt er uns...

 

Was nicht so lustig ist, ist dass Ths erstes Wort nicht wie bei jedem anderen normalen Kind „Mama“ oder „Papa“ ist, sondern „Nee“ bzw. „Nein“. Mit erstem Wort meine ich ein mit Intention gesagtes Wort. „Theo,willst Du schlafen“ – „Neeeeeeeee!“. „Theo, willst Du noch ein Stück Gurke?“„Neeeeeeeeeeeeeeeeeeee!!“. Was er besonders lustig findet ist, seinen Kopf zu schütteln, und dabei „nein,nein, nein, nein, nein“ zu sagen. Oh, wie soll das nur weitergehen!

Ich habe glaube ich schon erwähnt, dass Th sehr gerne Peter und der Wolf hört. Mittlerweile haben wir uns noch andere Klassik-für-Kinder-CDs besorgt. Th fährt dabei am meisten auf die Mozart-CD ab (die auch zugegebenermaßen wirklich toll gemacht ist). Früher hat er nur aufmerksam zugehört und selig gelächelt. Seit er laufen kann, tanzt er. Vor allem beim türkischen Marsch. Es ist zum Schießen... Körperliche Erfahrungen stehen im Moment eh hoch im Kurs. Nichts bereitet ihm mehr Freude, als sich auf dem Sofa 100 Mal nacheinander plumpsen zu lassen. Und nichts bereitet uns mehr Freude, als jedes Mal dazu „Plumps“ sagen zu müssen...

 

 

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