Ein Schwabe in Bayern
Ein Schwabe in Bayern

Die Magie des Pezziballs und andere irre Geschichten

10.04.18

Mittlerweile ist in unseren Haushalt zu Viert so etwas wie Routine eingekehrt. Nach 9 Wochen Zusammenleben wissen wir in der Regel, warum H weint:

  • kurzes abgehacktes Quengeln: „mir ist's fad, ich will mehr / andere Action“

  • verzweifeltes Weinen: „da drückt irgendwo ein Pups“ oder „Achtung, gleich wird die Windel aber sowas von voll“

  • sanft beginnendes, exponentiell anwachsendes Schimpfen mit Schmatzgeräuschen bis hin zum Großalarm: „ich verspüre ein Hüngerchen / ICH HAB VERDAMMT NOCHMAL EINEN SCHEIß HUNGER, HER MIT DER MILCH ABER ZACKIG“

  • wimmeriges Weinen, Jammern: „ich bin müüüüüüde, ich mag ins Dunkle und ratzen“

Normalerweise kann man anhand dieser Signale die richtigen Aktionen einleiten. Allerdings geht es manchmal nicht in erwartetem Tempo, so dass eine gewisse Zeit bis zur Bedürfnisbefriedigung überbrückt werden müssen. Zum Glück besitzen wir geheimes Wissen, das wir uns schon bei Th damals angeeignet haben: man setze sich mit dem unzufriedenen Säugling auf den Pezziball und hoppele auf und ab. Klingt einfach? Ist es am Anfang auch, bis dann das Kreuz anfängt Weh zu tun, abgelöst von Verspannungen zwischen den Schulternblättern bis hin zur Halsstarre. Man darf den magischen Pezziball nur sehr dosiert einsetzen. Böse Zungen behaupten, manche Babys würden nur noch auf dem Arm von auf Pezzibällen hoppelnden Eltern einschlafen. Oh Graus.

 

Der große Bruder ist momentan ein sehr angenehmer Mitbewohner. Da die Alten meistens mit irgendeiner Baby-verwandten Tätigkeit beschäftigt sind, muss er sich um einige Dinge selbstständig kümmern, z.B. Zwischenmahlzeiten. Das gebiert ganz neue Fähigkeiten, die Th bisher gut vor uns versteckt hatte. Neulich kam ich vom Joggen heim und fand Th in der Küche vor, wie er gerade fachmännisch eine Honigmelone aufschnitt und in mundgerechte Stücke zerteilte. Er gab uns sogar etwas davon ab. Abends macht er sich tutti kompletti alleine fertig mit Duschen und Haarewaschen, richtet sich die Klamotten für den nächsten Tag und zieht sich in sein Zimmer zurück, um zu lesen (!). Seit ein paar Tagen fährt er auch alleine mit dem Fahrrad in die Schule, wobei er es mit den beruhigenden Anrufen bei Muttern („ich bin angekommen, alles gut“) nicht so eng nimmt, was dazu geführt hat, dass wir schon mal das Schulsekretariat, die Grundschule und die Lehrer kirre machen mussten, um rauszukriegen, ob unser Kind in der Schule angekommen ist. Ist er natürlich, Pappnase. Trotzdem, für einen 8-Jährigen macht er alles ganz schön gut. Am besten gefallen mir die irren Aufsätze, die er in der Schule fabriziert. Besonders schön sind die jähen, meist sehr grausamen Enden (meistens wird der Protagonist von irgendeinem Monster gefressen oder stirbt einen anderen, grausamen Tod). Beispiel anbei ;-) 

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© Isabella Paul-Jordanov