Ein Schwabe in Bayern
Ein Schwabe in Bayern

Warten aufs Bäuerchen, Teil 2!

01.03.18

 

 

Wir sind noch mal Eltern geworden!! Wer hätte das gedacht, nach so langer Zeit! Und Th ist mit 8 Jahren endlich großer Bruder. Ein sehr liebenswürdiger großer Bruder – und das, obwohl es entgegen Ths Bestellung eine Schwester namens H geworden ist, die Potential hat, zu einem gefürchteten rosafarbenen Einhornmädchen zu mutieren. Th ist dennoch schwer verliebt und hat sich vorgenommen, seine Schwester für Lego und Monster zu begeistern - in seinen Worten „zu erziehen“. Noch kommt er sich doof vor, mit einem knapp 4 Wochen alten Baby zu sprechen, das nicht antwortet und auch sonst recht ignorant scheint, aber dennoch erzählt Th seiner Schwester, was er gerade macht, tröstet sie, wenn sie weint und schleppt Spieluhren an, die er als Baby hatte und die er irgendwo in den Tiefen seines Kinderzimmers gebunkert hat, zu denen wir Eltern schon lange keinen Zugang mehr haben. Sehr süß, der große Bruder, wirklich.

 

T und ich sind auch verliebt. So ein Baby ist schon irre. Ich werde mich nicht in der Beschreibung der kleinen Hände und Füße ergehen. Einfach die Tatsache, dass da auf einmal ein kleiner Mensch ist, der noch vor kurzem im Bauch gesteckt hat und nun mit Persönlichkeit die komplette Familiendynamik verändert. Ein kleines Menschlein, das sich nicht ausgesucht hat, auf die harte, kalte Welt zu kommen, sondern von Mama und Papa gemacht wurde und deshalb das absulte Anrecht hat, von den beiden verwöhnt und versorgt zu werden. Ein kleines Wesen, das von Vollpension VIP im mütterlichen Bauch zu Selbstversorgung nach der Geburt umsteigen musste, Wahnsinn, dass das alles so funktionert...

 

Derweil hat sich unser Wohnzimmer von einem gemütlichen schicken Großraum in ein buntes, volles Labyrinth verwandelt mit Babybett, Spielbogen, Babywippe, Pezziball, Hochstuhl mit Neugeborenenaufsatz etc. Die unausweichlichen Spucktücher sind an strategischen Stellen platziert. Das Sofa ist mit einem Überwurf drapiert, um allzu schlimme Kotzereien auf Samt zu verhindern. Krabbeldecke und diverse andere Decken in verschiedenen Dicken und Größen liegen griffbereit, um Baby in allen erdenklichen Klima- und Temperaturzonen angemessen zudecken zu können. Das ist gar nicht so weit hergeholt, da wir uns seit Hs Geburt Anfang Februar quasi im Dauer-Schockfrost befinden mit Außentemperaturen von minus 14 Grad, so dass es morgens im Wohnzimmer rattenkalt ist und nachmittags bei Sonne dank Wintergarten kaum auszuhalten.

 

Ich hatte vergessen, wie es mit einem neugeborenen Baby ist. Kein Wunder nach 8 Jahren und einem mittlerweile großen selbständigen ersten Kind. Aber die Erinnerung stellt sich angesichts des familiären Neuzugangs von Anfang Februar dann doch schnell wieder ein. Stimmt, die ersten Babywochen bestehen nicht nur aus Kuscheln, stundenlangem Bewundern eines süßen, schlafenden Babys und putzigen Gurrlauten des eben selbigen. Nein, da waren sie wieder, die schlaflosen Nächte, die (Fehl-)Interpretationen des Babygeschreis und vor allem anderen: das Warten aufs Bäuerchen! Wie konnte ich das nur vergessen! Die diversen Versuche, den Zwerg zum ersehnten Bäuerchen zu bringen, damit im Anschluss ein friedlicher Schlaf möglich ist (für Kind UND Mutter): Baby aufrecht auf die müttleriche Brust legen und leicht auf den Rücken klöpfeln. Geht nicht. Dann Baby über die Schulter und von Po aufwärts über den Rücken streichen. Geht nicht. Ok, dann Baby unter den Armen anheben und die Schwerkraft ihren Teil übernehmen lassen, damit der Magen-Darm-Trakt schön lang wird. Geht nicht. Na gut, dann bäuchlings auf die Knie legen. Klappt auch nicht. Seitwärts auf die mütterlichen Knie setzen, Baby leicht vornübergebeut? Nope. Na gut, dann legen wir den Zwerg also ohne Bäuerchen wieder hin. Natürlich rächt sich das nach spätestens 5 Minuten mit einem schönen Schwall Milch, der bevorzugt auf die Matratze, alle verfügbaren Spucktücher und die Kleider der hektisch das Kind hochnehmenden Mutter verteilt wird. Das Ganze dann 3 bis 4 mal die Nacht. Babys haben wirklich Glück, dass sie so süß sind, dass man als Eltern einfach bereit ist, alles für den Winzling mit den riesigen Augen zu tun...

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© Isabella Paul-Jordanov