Englische Häuser sind etwas speziell. Versteh einer, wie man auf die Idee kommen kann, einen Teppich ins Bad zu legen. Nicht einen Läufer, einen Vorleger, oder ähnliches, sondern einen richtig schönen Einlegeteppich. Außerdem scheint es einen geheimen Wettbewerb zu geben, wer es schafft, am meisten Muster in einem Raum unterzubringen. Das Haus meines Supervisors ist mit Sicherheit unter den ersten Plätzen. Zu seiner Verteidigung sollte gesagt sein, dass die meiste „Dekoration“ noch von dem Vorbesitzer stammt und ihrer Austauschung harrt.
Was ich sehr sympathisch finde, ist die Wahl der Farbgebung bei den Tapeten. Engländer kennen da nichts. Man findet dunkelgrün, himmelblau und rosa, am besten noch mit Borten. Das hat schon was. Natürlich ist ausgerechnet die Farbwahl der Badezimmertapete im Haus meines Supervisors die, die ich ganz besonders apart finde, und die er mit folgenden Worten kommentierte: „How can anyone put up a plum-coloured wallpaper in a bathroom.“ Ich verstehe gar nicht, was er meint.
Eine weitere, mittlerweile allerdings schon plattgetretene, weil viel erzählte Absurdität sind die Wasserhähne. Dennoch erstaunt es mich immer wieder, wo überall diese völlig impraktikablen Waschbecken mit getrennten Hähnen für heiß und kalt zu finden sind, die auch noch so weit voneinander getrennt montiert sind, dass man es auch bei parallelem Wasserlaufenlassen nicht schafft, die Hände irgendwie gleichzeitig mit kaltem und heißem Wasser zu benetzen.
Was ich bei einem Dinner, bei dem einige Leute von der Uni mit ihren Partnern anwesend waren, gelernt habe ist, dass man generell bei Gelegenheiten wie diesen nur bestimmte Themen bespricht. Diese sind: die Wohnsituation, die Kinder, die Schule der Kinder, das Wetter, aber auf KEINEN Fall die Arbeit. Bei besagtem Dinner gab es auch eine bestimmte Sitzordnung um den Tisch, bei der Partner (oder Leute, die zusammen gekommen sind) sich gegenüber sitzen mussten – gleichzeitig musste aber auch darauf geachtet werden, dass immer Männlein neben Weiblein platziert war. Die spinnen, die Engländer. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es auch Konversationsregeln gab, wie lange und in welcher Reihenfolge man mit wem spricht, aber mir scheint, man muss auf jeden Fall mit jedem irgendetwas geredet haben. Nichtsdestotrotz war das Ganze eine sehr informelle und lockere Angelegenheit, da die Engländer mit einer solchen Selbstverständlichkeit und einem großen Können den sozialen Konventionen folgen, dass es alles irgendwie ganz natürlich wirkt.
Ich befinde mich ja gerade auf Wohnungssuche und habe deshalb von diversen Leuten hier diverseste Tipps erhalten, auf was ich unbedingt zu achten habe. Worüber sich alle einig sind ist, dass man wie ein Feldwebel durch die Wohnung marschieren sollte, um an den Fenstern zu rütteln, die Dusche zu prüfen, den Herd anzumachen, etc, um sicherzustellen, dass auch wirklich alles das ist was es scheint. Wohnungen sind anders hier. Es ist nicht wie in Deutschland, dass man eine Wohnung frisch renoviert antrifft, oh nein. Es fängt schon damit an, dass der Vormieter allen Schronz, den er nicht mehr haben will einfach stehen lässt. Von frisch gestrichen ist erst recht keine Spur. Und Makler haben hier scheinbar einen Ruf, der ganz knapp über dem von Gebrauchtwarenhändlern rangiert. Das kann ja noch heiter werden…