Ein Schwabe in Bayern
Ein Schwabe in Bayern

Servus!

13.4.14

 

Als nicht-Bayer ist es nicht einfach, zu grüßen, ohne dass man im Bruchteil einer Sekunde als „neigeschmeckt“, als anbiederischer Vollidiot, oder schlicht als Lachnummer entlarvt wird. Anfangs wusste ich wirklich nicht, wie ich meine bayrischen Mitmenschen ansprechen sollte. Das in meiner schwäbischen Heimat gerne gebräuchliche „hallo!“ geht ja scheinbar gar nicht. Wenn ich mich recht erinnere, gab es sogar eine Petition in einer bayrischen Schule, den Gruß „hallo“ als preußisches Teufelszeug, gottesverächtlich und durch durch unbayrisch zu verbieten.

 

Was bleibt mir also? Grüß Gott sage ich eigentlich nicht, und auch wenn ich es sage, klinge ich wie ein hochdeutscher Hochstapler, denn – jetzt mal unter uns – ein im landestypischen Dialekt geschmettertes „Griaßgodd“ oder „Griaßdigodd“ klingt bei mir einfach lächerlich.

 

Ähnlich verhält es sich mit „Griaßdi“ (Grüße Dich). Das geht als Nicht-Bayer einfach nicht und hochdeutsch klingt es total bescheuert. Und überhaupt – woher weiß ich, ob ich „Griaßdi“ oder „Griaßiahna“ sagen muss? Das mit dem Duzen und Siezen ist mir überhaupt nicht klar. Mit dem absoluten Bekannheitsgrad der zu grüßenden Person scheint es nicht zusammenzuhängen. Vielleicht mit dem Alter? Der Sympathie? Rätsel über Rätsel...

 

Beinahe hätte ich mir schon angewöhnt, mit gesenktem Blick und grußvermeidend durch Bayern zu schlendern, als uns ein einheimischer Mitarbeiter den Gruß „Servus“ nahelegte. Ja, „Servus“ geht! Es klingt nicht blöd, es ist aussprachlich recht neutral und ist vielleicht sogar ein bisschen cool. Man kann alt und jung damit ansprechen, nicht nur das – man kann es sogar auch als Abschiedsgruß verwenden! Besser geht es wirklich nicht. Zum Glück konnte ich fortan aufhören, darüber nachzudenken, was ich anstatt „Tschüss“ oder „Ade“ zum Abschied sagen kann. In diesem Sinne: Servus!

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© Isabella Paul-Jordanov