Mei, mei – Maifeier ohne Bier
11.5.14
Wir haben in Bayern schon allerhand Verwunderliches erlebt, aber damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet:
Nach bildhaftesten Schilderungen der lustigen Maifeier in Farchach letztes Jahr mit Tanz um den Maibaum, Bierzelt, Abdancen bei Blasmusik auf der Bühne (ausschließlich unser frei von jeglicher Scham befindliche Sohn!) und vielem mehr, beschlossen unsere Freunde P+I aus Konstanz, uns zur diesjährigen Maifeier zu besuchen. Das Wetter war gloriös mit bayrisch-blauem Himmel und bayrisch-weißen Wolken. Frohgemut machten wir uns gegen 15:00 auf ins Getümmel. Es war ein wirklich pittoresker Anblick, als wir auf der Festwiese ankamen. Unzählige bedirndelte Maderln waren auf das weitläufige Grün um das Festzelt dahingegossen. Noch mehr belederhoste Burschn schwirrten um die bedirndelten Maderln herum. Sowohl die eine, als auch die andere Gattung trug als Accessoire ein Mass. Wir mischten uns – so gut es ohne Trachtenuniform eben geht – unters Volk, flakkten uns aufs Gras und schickten die Jungs los, auch ein paar Mass zu organisieren. Alle waren recht durstig, denn es war ein sonniger, warmer Tag. Aus dem nicht unweit entferten Bierzelt hörte man es laut herausjuchzen. Wir warteten. Und warteten. Und waaarteten. I und ich hatten mittlerweile schon alle Neuigkeiten der letzten Monate ausgetauscht. Wir sind Frauen, d.h. es handelte sich um eine nicht wenig beträchtliche Zeiptspanne, da endlich.... warteten wir noch immer weiter. Der Zwerg hatte derweilen schon die gesamte Festwiese als „Biene“ im Sturzflug erkundet und war nun noch durstiger. Nach einer Dreiviertelstunde, von ganz weit, erkannte ich meinen Gatten. Komisch, er hatte aber keine Bierkrüge in der Hand – und er war alleine, von P keine Spur. Komisch. Nachdem sich mein Gatte zu uns durchgekämpft hatte und immerhin eine Flasche Wasser und eine Flasche Apfelschorle ablud, berichtete er von katastrophenartigen Zuständen am Bierausschank. Schrechkliches war geschehen: die Masskrüge waren ausgegangen. Sprich: es gab zwar noch Bier, aber keine Gläser mehr, in die man es hätte einschenken können. Die unzähligen Bayern, die noch einen Krug ergattert hatten, gaben diesen verständlicherweise auch nicht mehr her, so dass nur diejenigen bedient werden konnten, die bereits in Besitz eines Bierkrugs waren. Mein Gatte hatte aufgegeben, aber P hielt weiter durch. Er war nicht 3 Stunden nach Bayern zu einer Maifeier gefahren, um dann kein Bier zu bekommen. Aber auch er tauchte nach einer weiteren Viertelstunde mit leeren Händen auf, denn jetzt war neben den Krügen auch das Bier ausgegangen. Na gut, dachten wir, dann gehen wir Mädels eben los, um wenigstens was zu essen zu besorgen. Mit Mühe und Not quetschten wir uns ins Bierzelt, um uns zum Grill durchzuschlagen. Sehr viele sehr rotbäckige Menschen waren um uns herum und lachten sehr, sehr laut. Ich nahm meinen Mut zusammen und fragte einen Rotbäckigen, welches die Schlange für das Essen sei. Seine Antwort „S gibt nix mehr. S‘Esseischoaus!“. Na, da hat sich die Burschenschaft wohl etwas bei der Planung verschätzt! Frustiert zogen wir von dannen und landeten nach einem kleinen Abstecher zum saupraißischn Bismarckturm bei einem mongolischen All-You-Can-Eat Buffet, wo wir uns gehörig den Bauch vollschlugen.
Neulich erwähnte ich in einer Kaffeerunde mit Freundinnen, dass es vielleicht nicht verkehrt wäre, professionelle Eventplaner bei einem Ereignis wie der Maifeier mit ins Boot zu holen. Ich wurde jedoch nachdrücklich darauf hingewiesen, dass nur und ausschließlich die Burschenschaft die Maifeier organisieren dürfe, wie es eben seit Jahrhunderten Tradition ist. Da merkte ich mal wieder, dass ich einfach keine Bayrin bin...
Dazu passend fällt mir das Wahlplakat der Bayernpartei ein, das gerade in Berg Werbung für die Europawahlen macht. Auf dem Plakat ist ein fiktives Ortsausgangsschild. Man verlässt gerade Europa und fährt nach Bayern. Darunter steht : „Dieses Mal gscheid wählen!“. Na Prost.