Hilfe, mein Kind wird Bayer!
11.4.14
Es hat uns beruflich nach Bayern verschlagen. Nicht nur das – ins tiefste Bayern. Dort, wo man sich zu jedem, wirklich jedem Anlass sofort in Tracht schmeißt. Dort, wo Hochdeutsch nur von Saupraißn gesprochen wird. Dort, wo die größte Attraktion des Jahres ein Ochsenrennen ist (ein beteiligter brauner Ochse trug übrigens den Namen Obama). Dennoch haben wir es bisher ganz gut geschafft, uns gegen die Bayuvarisierung zur Wehr zu setzen. Noch besitze ich kein Dirndl und mein Mann keine Lederhose.
Es fing vor ein paar Wochen an. Schleichend. Auf einmal begann unser 4-jähriger Sohn, immer wieder „fei“ in seine Sätze einfließen zu lassen. „Ich hab fei eine super Rakete gebaut.“ „Ich darf aber fei noch Fernseh gucken!“ Noch dachten wir uns nichts. Nun ja, dachten wir, hat er eben so aufgeschnappt. Doch dann geschah es. Jetzt wussten wir, dass die Seele unseres Kindes unwiederbringlich verloren war. Dass das letzte Quäntchen Schwabentum verschwunden war. Dass der Weg zur ersten Lederhose, zum Burschenverein und zur freiwilligen Feuerwehr nicht mehr weit war. Dass unser Kind zum BAYERN wurde! Singend kam er aus dem Kindergarten nach Hause: „FC Bayern, Stern des Südens!“
Ein wenig getröstet waren wir, als er bei einem armseligen Häufchen Jungs, die einen Ball hin und herkickten fragte, ob das der FC Bayern sei.